Anmerkung der Redaktion

10
Mrz
2007

Auch an dieser Stelle nicht uninteressant.

Wie und mit welchen Mitteln entsteht bei Dir/Ihnen ein neuer Blogeintrag?

Herrn Ivalo habe ich diesen Stock zu verdanken. Der erste, der mich direkt trifft und der eigentlich an die schafswelt ging.

Das „Wie“: Augen auf, Ohren auf und neugierig bleiben – so lautet wohl die Devise eines jeden Bloggers.
Die "Journalistenschule" wurde aus hinreichend bekannten Gründen eröffnet. Entsprechend hängen hier die Beiträge vor allem vom Lernpensum und von Entdeckungen zum Thema Journalismus oder aber allgemeingültigen Themen in den entsprechenden Medien, im Web 2.0 und meiner Auseinandersetzung mit diesen ab. Mit der Lernerei ist es zeitlich nicht immer ganz einfach, und das Lesen von Fachliteratur frisst Zeit ohne Output zu schaffen (Bücherliste folgt)
Das erklärt vielleicht auch so manch unschöne Pause in meinem Blog. Ich halte es da jedoch mit meiner zukünftigen Grabinschrift: Sie hat sich stets bemüht.

Das „mit welchen Mitteln“: Dies ist schon schwieriger zu beantworten. Als ich einige Einträge von Stockempfängern las, insbesondere den, von dem dieses Geschoss entwickelt wurde, bekam ich einen Eindruck davon, was für ein Glück es überhaupt ist, bloggen zu können. RSS-Feed, Wordpress und vieles mehr sind für mich böhmische Dörfer. Ich persönlich freue mich ja schon, wenn ich einen Link fehlerfrei setze.
Twoday.net ist in dieser Hinsicht eine große Hilfe. Mein Mittel ist neben blogger.com (schafswelt) und twoday.net (Journalistenschule) der Klassiker „Word“. Ich schreibe darin, speichere meine Entwürfe in entsprechenden Ordnern und kopiere fertige Einträge einfach rein. Mein Notebook habe ich meist dabei, ob ich ein Netz habe, ist eine andere Frage. Auf diese Weise, manche würden es als "alte Schule" bezeichnen, bleibe ich unabhängig und überlegt.

Ich reiche dieses Stöckchen weiter an katiza und malles

5
Jan
2007

Abrechnung mit Bild, Ton und Schrift 2006

Neuentdeckte Töne des Jahres
1. Lucky Jim – All our troubles end tonight
Als Tipp gefunden bei einem ausgesprochenen Eskobar-Fan, begeistern Lucky Jim auf dieser Platte schon 2004 mit wunderschöner Stimme und einem manchmal etwas countrylastigen Sound, der dennoch in Herz und Seele hängen bleibt. Toll für lange Strecken auf der Autobahn.
2. Jens Lekmann – Oh, you´re so silent, Jens
Manchmal helfen die Querverweise bei Amazon. Poetisches Songwriting der besonderen Art.
3. Final Fantasy – He poos clouds
Ein Mann, eine Geige und der Rest ist Fuß – auch wenn die Instrumentierung auf der diesjährig erschienenen Platte „He poos clouds“ durch Piano und echte Drums erweitert wurde. Eine beeindruckende One-Man-Show. Mein Dank gilt Lars für diese musikalische Weiterbildung.
4. Coco Rosie – Noahs Ark
Das Geschwisterpaar Casidy bietet eine schräge Mischung aus Folkpop, Kammermusikstücken und Electronica, in die man sich reinhören muss, aber die einen nicht mehr loslässt, wenn es gelingt, sich auf sie einzulassen.
5. The Doors – Best of
Peinlich, aber wahr. Spät, aber noch nicht zu spät. Ich bin hin- und mitgerissen. Und so schafft es ein Buch mir legendäre Musik nahe zu bringen.

Bands des Jahres
1. Muse
Weil Matthew Bellamys Stimme mir noch immer das Herz bricht und weil ich bisher keine andere Band gehört habe, die über diese Musikalität und diese Tiefe verfügt und trotzdem dermaßen rockt, dass man beim Hören Gefahr läuft, den Kopf zu verlieren
2. Placebo
Dies Jahr wieder mit dabei, trotzdem „Song to say goodbye“ kein „Bitter end“ ist, hat „Meds“ sich dennoch in Herz und Ohr gefressen und im CD-Wechsler des Autos Wurzeln geschlagen. Dieses Jahr gefühlt dichter an Muse denn je.
3. Portugal. The man
Man möchte „Danke“ sagen für diese Band. Einer Band, der es in diesem Jahr gelang, im Einheitsbrei des Rock eine besondere Platte zu schaffen, wie es vielleicht in den letzten Jahren nur Arcade Fire oder Radiohead gelang.
4. The whitest boy alive
Möge dieses Projekt um Erlend Öye (Tut mir Leid, aber ich finde einfach nicht das dänische ö auf meiner Tastatur.) noch viele, viele Platten machen, die sich so schnell ins Ohr, in die Beine und ins Herz stehlen, dass man beim Hören aus dem Grinsen nicht mehr herauskommt.
5. leander
Noch nicht gesignt, ließen mich die Kranholdt-Brüder dennoch an ihrer Musik teilhaben. Am Ende verließ die Platte nur noch selten meinen 5fach-Wechsler und war gerade beim Schreiben mein ständiger musikalischer Begleiter.

Solokünstler des Jahres
1. Noe Venable
Folkpop-Singer/Songwriting vom Feinsten. Ich kann seit einem Monat nicht genug bekommen von dieser Platte.
2. Damien Rice
Seine Musik ist dazu gemacht, einem die Tränen in die Augen zu treiben. Besser kann ein Cello in der Popmusik kaum eingesetzt werden
3. Jens Lekmann
Verückte Singer/Songwriter-Stücke mit wenig, aber teilweise ziemlich frecher Instrumentierung und schönen Texten. Nur schade, dass er ins bürgerliche Leben zurückkehren möchte.
4. An Pierlé
Belgische Frauenpower a là Tori Amos, klassisch instrumentiert, bahnt sie sich mit ihrer wunderbaren Stimme schnell einen Weg direkt ins Herz.
5. Morrissey
Was soll man über einen wie ihn noch sagen? Es wäre doch nur Blasphemie.


Album des Jahres
1. Portugal. The man – Waiter: „You vultures“
Weil man als Rockfan an der Stimme, am kreativen Songwriting und dem Finetuning von Laut/Leise nicht vorbeikommt.
2. Placebo – Meds
Nicht „Bitter end“, aber insgesamt fast noch besser als der Vorgänger
3. Muse – Black Holes and Revelations
Muse und dennoch nicht Muse. Deswegen auch nur Platz 3. Einfach zu viel Orientierung an anderen Bands und Sounds von vorgestern. Schade, denn das können sie erwiesenermaßen besser.
4. Damien Rice – 9
Zugegebenermaßen ein wenig Vorschusslorbeeren, da ich erst seit einigen Tagen im Besitz dieses Albums bin, doch seitdem läuft es in einer Art Dauerschleife in meinem Player und es enttäuscht nicht. Es hat die Kraft, die ich an Rice so liebe. Die Kraft, die Tiefe, das große Gefühl.
5. Uzi & Ari – It is freezing out
Weil Thom Yorke mit sich selbst beschäftigt ist und Radiohead somit schweigt. Uzi & Ari treten in ihre Fußstapfen und die Schuhe scheinen zu passen

Song des Jahres
1. Knights of Cydonia - Muse
Galloppierender Wahnsinn und mitten darin der Satz "Don´t waste your time or time will waste you"
2. Meds - Placebo
Schade nur, dass es so lange gedauert hat, bis ich erkannte, dass ich jedesmal, wenn ich lauthals zum Refrain "Baby, did you forget to take your best" sang, vollkommen falsch lag.
3. Juniper – Noe Venable
"Mama, oh Mama, I don´t wanna come down" Wenn ich nur diese Zeile schreibe, höre ich schon wieder den wunderbaren Rhytmus in meinem inneren Ohr.
4. Beautiful Boyz – Coco Rosie
"All those beautiful boyz/pimps and queens and criminal queers/all those beautiful boyz/tattoos of ships and tattoos of tears" gesungen von einer zerbrechlichen Stimme, die jeden Moment zu kippen droht.
5. Analyse – Thom Yorke
Zwischen all dem elektronischen Gefriggel diese Perle.

Konzert des Jahres
1. Morrissey – Hamburg 18.12.06
Ich habe Männer weinen und auf die Knie fallen sehen als er die Bühne betrat. Sie saßen auf den Schultern ihrer Mädchen und Jungs und stimmten immer wieder Morrissey-Gesänge an, als wären wir bei einem Fußballspiel. Und was sagt dieser so scheu wirkende Mann leise: „That´s not necessary.“ Großes Kino!
2. Muse – Hamburg 26.11.06
Vielleicht lag es daran, dass wir in der falschen Ecke gesessen haben, zumeist umgeben von Versicherungsvertretern und Bankkaufleuten, deren maximale Bewegung aus mit den Füßen wippen bestand, vielleicht lag es auch daran, dass ich Muse das erste mal in einer Halle und nicht in einem Club sehen durfte oder einfach nur an der verschütteten Cola auf dem Boden, aber der übliche weggetretene Trancezustand, den ich auf früheren Konzerten erreichte, wollte sich nicht einstellen. Dennoch eine fantastische Bühne und eine fantastische Show, bei der die Securities alle Hände voll zu tun hatten. Vielleicht hätte ich dieses eine Mal aufs Sehen verzichten sollen und mich dem fast kollabierenden Innenraum anschließen sollen. Ich möchte noch immer ganz „Sweet-Sixteen-like“ brüllen: „I love you, Matt!“
3. Placebo – Hamburg 16.12.06
Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mir einem kahlrasierten, ungeschminkten Brian Molko, der in einem Anzug auf die Bühne trat. So männlich verlor er fast ein wenig von dem Zauber, dem ich auf der „Soulmates never die/Live in Paris“ erlegen war. Dennoch ein ausverkauftes Konzert, dass vom ersten Ton an in die Beine und in die Kehlen schoss. „Special K“, „Meds“, „Song to say goodbye“ und „Bitter end“ wurden von der ersten Zeile an fast Hymenartig mitgesungen und man wünschte sich nur eins: Das dieser unglaubliche Mann uns gelassen hätte. Aber auch so war es Gänsehaut pur.
4. Depeche Mode – Hamburg 15.01.06
Erst durch das Album „Ultra“ auf den Depeche Mode Zug aufgesprungen, hatte ich die Karten gekauft, bevor ich das neue Album „Playing the Angel“ kannte. Dies ließ mich schon fast wieder den voreiligen Kartenkauf bedauern, doch am Ende war es eine große Show, in der sich drei alte Weggefährten, die sich nicht immer lieben, den nötigen Raum ließen. Dave Gahan, den ich so wunderbar überzogen in dem „It´s no good“-Video fand, sorgte mit seiner gockelnen Art, die er wohl schon immer an den Tag gelegt hat, für viel Spaß. Die Halle selbst kochte natürlich vor allem bei den Klassikern aus den Achtzigern, aber so ist das wohl, wenn eine Band auf diesem Niveau über 20 Jahre im Geschäft ist. Die Fans altern mit und wollen zurückgebracht werden in die guten alten Zeiten. Am Ende war ich auch mit „Playing the angel“ ausgesöhnt und freute mich, dass sie dennoch einiges von ihren besten Platten „Exiter“ und „Ultra“ gespielt hatten.
5. Rosenstolz – Schwerin 22.08.06
Gut erholt nach einer Tourpause spürte man, dass sie wieder Lust hatten und diese Lust gaben sie an ihre Fans zurück. Sie ließen es rocken und waren auch instrumental fantastisch besetzt. Viel mehr kann ich allerdings nicht dazu sagen, denn ich habe weder viel gesehen noch gehört. Doch für das nächste Mal habe ich mit meinem ewig laut mitsingenden Liebsten vereinbart, dass wir das Konzert getrennt erleben werden. Sollen sich doch andere ärgern.


Film des Jahres
1. Brokeback Mountain
Ang Lee ist und bleibt einer der besten Geschichtenerzähler Hollywoods
2. Hard Candy
Der Film lässt einen fassungslos und hilflos zurück.
3. Walk the line
Beeindruckende Geschichte des "man in black" und nicht ein einziges "Ich Liebe dich" in einer der stärksten Liebesgeschichten der modernen Musikgeschichte.
4. Match Point
Woody Allen anders und doch at it´s best, trotzdem es London ist und nicht New York oder vielleicht gerade deswegen?
5. Der Rosinenberg
Die Liebeserklärung an einen der schönsten Landstriche Deutschlands

TV-Serien des Jahres
1. Deadwood
Die erste Staffel zum Geburtstag bekommen und bereits am 2. Weihnachtstag die letzte Folge geschaut. Die unzivilisierten Sopranos des wilden Westen und noch böser. Toll!
2. Six Feet under
In diesem Jahr durften auch wir hier in Deutschland uns von einer der besten Serien verabschieden. Und am Ende bleibt die Frage nach dem Warum.
3. Die Sopranos
Sehnlichst wird Staffel 6 von mir auf DVD erwartet, auch in dem Wissen, dass diese Serie sich damit für immer verabschiedet.
4. Nip/Tuck
ProSieben stellte die Sendung schon mitten in Staffel 2 wegen Quotenflaute ein. Staffel 3 darf als DVD nur noch an Volljährige verkauft werden. Ich bleib dabei: Herrlich böse und abgründig. Und solange „Wetten dass…?“ noch immer höchste Einschaltquoten bekommt, können diese kein Kriterium sein.
5. lost
Die erste Staffel völlig verschlafen und seit der zweiten voll drauf. Ich sag nur: Der Hai! Der Hai! Das Logo! Das Logo!

Bücher, gelesen in 2006

1. Danny Sugerman – Wonderland Avenue
Ein Buch über L.A. Ende der Sechziger und den beginnenden Siebzigern, Drogen und Aufstieg und Fall von „The Doors“ und Jim Morrison im Speziellen. Geschrieben aus der Sicht eines heranreifenden Jungens, der sich verliert und dennoch findet in dieser kaputten Welt aus Musik und Drogen. Ein Tatsachenbericht, der kaputter und spannender kaum sein kann und der mich in diesem relativ lesearmen Jahr am stärksten gepackt hat.

2. Anais Nin – Nächte unter dem Venusmond
„Nächte unterm Venusmond“ wurden Anais Nins Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1937 bis 1939 genannt. Erst 2005 auf Deutsch erschienen, stellen sie die letzte Zeit ihrer Pariser Jahre dar, in denen sich ihre Affäre zu Henry Miller zu Gunsten einer ebenbürtigen Freundschaft zu verändern beginnt, in denen sie durch ihren Geliebten Gonzalo Morá an den Kommunismus herangeführt wird und in denen die Versetzung ihres Mannes nach London sie vor eine Entscheidung stellt, die ihr am Ende auch durch Ausbruch des Krieges abgenommen wird. Wieder ein Buch voller Kraft, Authentizität, Schönheit, Reflektion, Intelligenz, Weisheit und unerbittlicher Ehrlichkeit, das die instinktive Wildheit der Autorin deutlich spüren lässt

3. Gabriel Garcia Marquez – Leben, um davon zu erzählen
Im seiner Autobiografie schildert Marquez die Geschichte seiner Familie und die seine bis zu seinem ersten Verlassen des Landes. Er nimmt uns mit auf seiner Reise durch die verschiedenen Teile Kolumbiens, die im Laufe seines jungen Lebens zu Aufenthaltsorten wurden und erzählt uns damit gleichzeitig, woher seine Romane kommen. Er verortet uns damit nicht nur geografisch in Kolumbien sondern auch historisch und seelisch.
604 Seiten stark, stellte mich dieses Buch vor eine ähnliche Herausforderung wie „Hundert Jahre Einsamkeit“ oder „Die Liebe in Zeiten der Cholera“. Nicht, weil mich 600 Seiten schrecken, sondern weil aus 600 Seiten Marquez durch seine dichten Erzählweise durchaus gefühlte 1200 Seiten werden können. In diesem Fall jedoch nicht

4. T.C. Boyle – Dr. Sex
In seinem Roman „Dr. Sex” folgt T.C. Boyle den Spuren Professor Kinseys, der mit seinem Report über die Sexualität des Mannes und später auch der Frau Amerika aus seinem puritanischen Dornröschenschlaf erweckte und der Nation einen erbarmungslosen Spiegel vorhielt. Auf gewohnt satirische Art nähert sich der Autor einem Mann, der einem Land die eigene Heuchelei vor Augen führen will und am Ende seines Weges, auf welchem weder Gefühle noch Widerspruch geduldet werden, genau dieser erliegt.
Kinsey erweist sich am Ende auf seine skrupellose, fanatische und auch geniale Art als ein Produkt seiner Zeit und seines Landes.

Anmerkung der Redaktion: Dies nur als Lebenszeichen. Ich sitze auch schon an der Hausaufgabe und hoffe, damit bald die erste Lektion abschließen zu können. Die Festtage sind vorbei und jetzt kann endlich wieder gearbeitet werden...:-)

7
Dez
2006

Gesehen...

...am 4.12.06 bei 3sat Kulturzeit: Ernst Grandits und der Publizist und langjährige Journalist Dagobert Lindlau sprechen über Journalismus in Deutschland. Interessierte können es sich an dieser Stelle noch einmal ansehen.

Zu empfehlen auch sein Buch "Reporter. Eine Art Beruf"

6
Dez
2006

Weil AIDS nicht nur am 1.12. und nicht nur in Afrika krank macht

Weltweit starben seit Entdeckung des HIV-Erregers 25 Millionen Menschen an AIDS und seinen Folgekrankheiten. 2,9 Millionen waren es in diesem Jahr. 4,9 Millionen Neuinfektionen wurden verzeichnet.
2005 waren es in Deutschland 2486 Neuinfektionen. Die Zahlen für 2006 liegen noch nicht vor.
Das Magazin „Focus“ bezeichnete die, im weltweiten Vergleich verhältnismäßig niedrige Zahl als „erfreulich bescheiden“, doch verschließt man sich mit dieser Art zu denken einer Tatsache:
Die Zahl der Neuinfektionen ist in Deutschland trotz Aufklärung, Prävention und intakten medizinischen Infrastrukturen im Jahre 2005 um 30 Prozent gestiegen.
Die Regierung reagierte und beschloss im Juli dieses Jahres eine HIV/Aids-Strategie. Diese beinhaltet im wesentlichen Präventionsarbeit, Stärkung der biomedizinischen und sozialwissenschaftlichen Forschung, funktionierende Gesundheitsversorgung und die Anerkennung Kranker in Familie und Gesellschaft.
Das Strategiepapier bietet damit jedoch nichts wirklich Neues. Eher macht es deutlich, dass in den vielen Jahren des immer weiter nachlassenden Engagements seitens des Staates die Entwicklung in Sachen AIDS-Arbeit und Forschung verschlafen worden ist. Die Zahlen der Neuinfektionen steigen, die sozialen Probleme sind mehr oder weniger die Gleichen geblieben, die Krankheit ist noch immer nicht eingedämmt. Stattdessen mussten beispielsweise gerade die AIDS-Hilfen Jahr für Jahr den Gürtel enger schnallen, obwohl doch sie die so notwendige Basisarbeit leisten.
Dass die Basis dabei immer schwerer zu erreichen ist, erkennt man an gesellschaftlichen Phänomenen wie den so genannten „Bareback-Partys“. Dort treffen sich positive und negative Gleichgesinnte, um Sex ohne Kondom zu haben. Man erkennt es auch an der gestiegenen Zahl ungewollter Schwangerschaften, vor allem unter Jugendlichen, und an untreuen Ehemännern, die trotz Verantwortung gegenüber der Familie noch immer nicht zu wissen scheinen, wie man sich ein Kondom überstreift.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 60 Prozent der Neuinfektionen betrifft homosexuelle Männer aus Großstädten. Doch an dieser Stelle sollten sich Heterosexuelle nicht zurücklehnen und denken, dass sie aus dem Schneider sind, denn Tatsache ist auch, dass sich 2005 25 Prozent mehr Heterosexuelle als im Jahr zuvor angesteckt haben, während die Steigerung bei Homosexuellen bei 15 Prozent liegt.

Die Angst als Präventivfaktor scheint in Zeiten von Routine und Kombinationstherapien eingebüßt zu haben.
So erfreulich die Entwicklung auf dem medizinischen Sektor auch ist, sind die AIDS-Therapien dennoch nichts anderes als lebensverlängernde Maßnahmen, die seelische, körperliche und soziale Konsequenzen mit sich bringen. Sie sind kein Heilmittel.
In einer immer hedonistischer veranlagten Gesellschaft werden nicht nur die Gedanken an Krankheit an den Rand gedrängt, sondern auch die Kranken selbst. Dieses Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ greift die Initiative „Vergessen ist ansteckend“ auf und entwickelte zusammen mit der Agentur „Etwas Neues entsteht Marketing GmbH“ eine Kampagne, die anhand von sich erbrechenden und unter sich machenden Kuscheltieren versinnbildlichen, wie quälend diese Krankheit trotz Medikamente ist. Die Kampagne richtet sich an Jugendliche, die Botschaft jedoch ist allgemeingültig.

Ein Satz, der mich schon während meiner ehrenamtlichen Arbeit für die AIDS-Hilfe Hamburg begleitet hat und der fast so alt sein dürfte, wie die Krankheit selbst, macht klar, wie einfach Handeln ist:
AIDS ist die einzige tödlich verlaufende Krankheit, vor der wir uns schützen können.

Tun wir es doch einfach.

21
Nov
2006

Gefunden...

... bei Steel und für interessant befunden...:-)

Beziehungen im Bloggerdorf

6
Nov
2006

Der Musikmarkt und seine Entwicklung

Heute fand ich auf spiegel.de dieses interessante Interview mit dem Sony-BMG-Marktforscher Michael Pütz. Spannend fand ich die Aussage von Pütz: "Der Markt entwickelt sich immer mehr vom Angebots- zum Nachfragemarkt. Das einfache Anbieten und Bewerben von Bands und Produkten reicht nicht mehr aus. Die Musikindustrie muss sich verstärkt an der Nachfrage orientieren und viel früher die kommenden Trends entdecken." Wenn ich das lese und mir gleichzeitig die Charts anschaue, bestätigt es nur einmal mehr, das von den Majorlabels nicht viel zu erwarten ist. Und das gut gemachte Musik bis auf wenige Ausnahmen weiterhin in der Sparte schlummert.

Nach der auf der ebenfalls auf dieser Seite enthaltenen Umfrage zum Thema, musste ich feststellen, wie wenig Ahnung ich von Musikdownloads und seinen Formen hatte. Abgesehen davon, dass die Teilnahme aus technischer Sicht für mich lehrreich war, hatte ich das (vermutlich irrige) Gefühl, meine Stimme mal wieder für die gute alte CD als solche erheben zu können und mich vor allem gegen das ärgerliche, meines Wissens unter anderem von Napster vermarktete, DRM-Format aussprechen zu können. Auch wenn Herr Pütz glaubt, das dieses Format gar nicht unbedingt abgelehnt wird, sondern das es nur am Wissen darum scheitere. Ich persönlich bin jetzt schlauer und kann aus der Tiefe meiner Überzeugung sagen, das ich dennoch dafür niemals Geld bezahlen würde.
Also, macht mit und zeigt Herrn Pütz wie unbeliebt DRM, so denn ihr ähnlich denkt und hört, wirklich ist.

25
Okt
2006

YouTube goes NaziTube

Markus Quint hat etwas entdeckt und angeprangert, das uns alle schwer schlucken lassen sollte. Mir hat es zumindest die Sprache verschlagen. Interessant auch die Kommentare, in welchen am Ende die komplexe Diskussion von Meinungsfreiheit, Demokratie und der spezifischen Länderzensur von Internetanbietern eröffnet wurde. Eine kaum zu lösende Frage, selbst für mich persönlich, denn natürlich bin ich für generelle Meinungsfreiheit und gegen Polizeistaat. Trotzdem bin ich auch für einen verantwortlichen Umgang mit den veröffentlichten Inhalten auf einer wie auch immer gearteten Plattform und einer Begrenzung von Gewalt, Volksverhetzung und menschenfeindlichen Äußerungen. Doch wo soll man die Grenzen ziehen?

Spontan würden vermutlich mindestens 90% der Deutschen abschalten, wenn sie entsprechende Lieder hören oder Videos sehen würden, doch was ist, wenn plötzlich die Welt eine andere wäre und das, was ich hier und andere an anderen Stellen vertreten, als schädlich eingestuft und entsprechend begrenzt würde?
Russland ist derzeit eines der besten Beispiele. Ein Staat, der sich Kritikern und Konkurrenten durch ominöse Gerichtsverfahren oder auf noch drastischere Weise entledigt und der dennoch als demokratischer Staat gelten muss, da Putin frei gewählt worden ist. Wie man sich bettet, so liegt man?
Die Gründe für eine solche Wahl sind diffiziler und lassen sich kaum auf nur dieses Thema beschränken. Am Ende zählt auch, ob genug Menschen an die Wahlurne treten und ihre Stimmen abgeben oder ob die Radikalen, weil politisiert, ihren Zettel einwerfen, während eine große Mehrheit, frustriert und perspektivlos zurückgelassen, zu Haus bleibt und schweigt.

In einem der Kommentare wurde angeregt, alle, und zwar wirklich alle, frei sprechen zu lassen und gleichzeitig schon in der Schule entsprechenden Aufklärungsunterricht anzubieten. Würde diese einseitige politische Aufklärung jedoch nicht in gewisser weise der Indoktrination gleichkommen, auch wenn es, zumindest in dem Fall von Rechtsradikalität, der richtigen Sache dient?
Auch bin ich nicht sicher, ob Moral und die Lehren aus der Vergangenheit uns auf Dauer davor schützen würden, einen selbstzerstörerischen Weg zu beschreiten, wenn entsprechende Verbote aufgehoben würden und Inhalte, wie sie auf Youtube zu finden sind, ungehindert verbreitet werden könnten.
Wir Menschen neigen zum Vergessen und zu situationsbedingtem Handeln. Die langfristigen Konsequenzen werden gern übersehen. Das sollten wir, gerade in Zeiten von Frustration und scheinbarem Vakuum in unserem Land, nicht unterschätzen.
Youtube und auch Google als neuer Besitzer hingegen sollten sich generell überlegen, ob sie sich hinter der länderspezifischen Zensur verstecken wollen, oder ob man bereit ist, eine gewisse Verantwortung für die Inhalte zu übernehmen, deren weite Verbreitung sie erst möglich machen. Ich persönlich hätte ein Gefühl der Fremdbestimmung, wenn sich jemand mein Forum für derart menschenfeindliche Inhalte zunutze machen würde.
Aber auch hier wieder – wo ist die Grenze?
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die Neue - 2007-03-10 11:27
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