10
Mrz
2007

Auch an dieser Stelle nicht uninteressant.

Wie und mit welchen Mitteln entsteht bei Dir/Ihnen ein neuer Blogeintrag?

Herrn Ivalo habe ich diesen Stock zu verdanken. Der erste, der mich direkt trifft und der eigentlich an die schafswelt ging.

Das „Wie“: Augen auf, Ohren auf und neugierig bleiben – so lautet wohl die Devise eines jeden Bloggers.
Die "Journalistenschule" wurde aus hinreichend bekannten Gründen eröffnet. Entsprechend hängen hier die Beiträge vor allem vom Lernpensum und von Entdeckungen zum Thema Journalismus oder aber allgemeingültigen Themen in den entsprechenden Medien, im Web 2.0 und meiner Auseinandersetzung mit diesen ab. Mit der Lernerei ist es zeitlich nicht immer ganz einfach, und das Lesen von Fachliteratur frisst Zeit ohne Output zu schaffen (Bücherliste folgt)
Das erklärt vielleicht auch so manch unschöne Pause in meinem Blog. Ich halte es da jedoch mit meiner zukünftigen Grabinschrift: Sie hat sich stets bemüht.

Das „mit welchen Mitteln“: Dies ist schon schwieriger zu beantworten. Als ich einige Einträge von Stockempfängern las, insbesondere den, von dem dieses Geschoss entwickelt wurde, bekam ich einen Eindruck davon, was für ein Glück es überhaupt ist, bloggen zu können. RSS-Feed, Wordpress und vieles mehr sind für mich böhmische Dörfer. Ich persönlich freue mich ja schon, wenn ich einen Link fehlerfrei setze.
Twoday.net ist in dieser Hinsicht eine große Hilfe. Mein Mittel ist neben blogger.com (schafswelt) und twoday.net (Journalistenschule) der Klassiker „Word“. Ich schreibe darin, speichere meine Entwürfe in entsprechenden Ordnern und kopiere fertige Einträge einfach rein. Mein Notebook habe ich meist dabei, ob ich ein Netz habe, ist eine andere Frage. Auf diese Weise, manche würden es als "alte Schule" bezeichnen, bleibe ich unabhängig und überlegt.

Ich reiche dieses Stöckchen weiter an katiza und malles

25
Jan
2007

Bewertung der Aufgabe SJou1

Diese Bewertung bezieht sich Aufgabe SJou1

Sehr geehrte Frau Mustermann,

haben Sie besten Dank für die Lösungen des ersten Lehrheftes, die nicht ganz einfach waren.

Die Aufgabe 1 haben sie sehr gut gelöst. Vielleicht hätten Sie noch darauf hinweisen können, dass die SZ bewusst zu Stilmittel der indirekten Rede greift, um sich vom Aussagewert der DFS-Informationen zu distanzieren und den Lesern damit selbst überlässt, was sie von 24 „Beinahe-Kollisionen“ über so einem dicht besiedelten Land wie Deutschland halten.

Bei Aufgabe 2 ging es um das Texten von Meldungen für drei sehr unterschiedliche Zeitungstypen. Sie mussten sich also zunächst fragen: Welche Leser sind die Zielgruppe? Was interessiert den Leser und die Zielgruppe? Was interessiert den Leser an dieser speziellen Nachricht? Hat die Zeitung einen bestimmten Stil?

Die Leser der FAZ interessieren sich vor allem für politische und wirtschaftliche Themen Die Meldung über einen Flugzeugabsturz sollte nur überprüfbare Fakten und die Nachrichtenquellen enthalten. Da diue meisten FAZ-Leser vermutlich nicht wissen, wo Sassenstedt liegt (einen Ort, den es vermutlich nicht gibt), war hier ihre Kreativität – im journalistischen Alltag die Recherche – gefragt. Sie haben den sachlichen Ton der FAZ sehr gut imitiert und auch eine für diese Zeitung passende Überschrift formuliert. Sehr gut.

Boulevardzeitungen, wie die Bildzeitung appellieren vor allem an das Gefühl ihrer Leser. Sie stellen daher immer das Skurrile, Sensationelle in den Vordergrund. Kampfjets stürzen häufig ab, ein Zuchtbulle kommt dabei eher selten ums Leben – das haben Sie erkannt und bestens umgesetzt. Um eine Meldung in der Bildzeitung unterzubringen, sollte man jedoch fast noch ein wenig mehr auf die „Tränendrüse“ drücken. Sprachlich haben Sie fast noch zu „schöne“ Sätze gebildet. Und vor allem mangelt es eben ein wenig an Emotionalität. Als Headline würde BILD vermutlich auch titeln: Bulle tot – riskantes Flugmanöver kostete Bauer Schmidt 10.000 Euro.

Der Leser einer Heimatzeitung – hier war nicht die regionale Tageszeitung gemeint – interessiert sich vor allem für Ereignisse, die direkt vor ihrer Haustür passieren. Sie wollen jedes Detail eines solchen Absturzes wissen. Der Redakteur wird vor Ort recherchieren und vor allem das Schicksal des Bauern und seines Bullen in den Mittelpunkt seines Berichtes stellen. Ihre Meldung ist für eine Heimatzeitung einfach zu kurz – für eine Lokalzeitung jedoch gut geeignet.

Bei Aufgabe 3 muss der Journalist nachhaken. Da Berlin eine Großstadt ist, sollte der Stadtteil erwähnt werden – z.B. Dahlem oder Köpenick. Ungenau ist auch die Zeitangabe, wann die Passanten das Opfer, das ja nicht hinter der Theke, sondern am Straßenrand gelegen haben könnte, fanden. Die Fragen 3b und 3c haben Sie richtig beantwortet.

Bei Ihrer eigenen Meldung fehlt die Überschrift. Das ist ein Muss für jeden Text – egal ob es sich um eine Zehn-Zeilen-Meldung oder eine seitenlange Reportage handelt. Den Text haben Sie sachlich und gut formuliert und im ersten Satz vier W-Fragen beantwortet. Es fehlen nur die oben erwähnten Unklarheiten, die für die Leser schon von Interesse sind.

Sie haben gewiss schon in das zweite Lehrheft geschaut. Denken Sie bitte beim Formulieren der Über- und Unterschriften daran, sich an die vom Layouter vorgegeben Anschlagszahlen zu halten. Auch Leerzeichen werden mitgezählt, und schon ein Anschlag ist eben zu viel.

23
Jan
2007

Übung 7

a) Suchen Sie in ihrer Tageszeitung einen Bericht zu einem politischen Thema.
Arbeiten Sie die Meldung, die dem Bericht zugrunde liegt, heraus.

FAZ vom 19. Januar 2007

Stoiber gibt auf

Rücktritt zum 30. September / Huber und Seehofer wollen CSU-Vorsitz übernehmen / Beckstein Ministerpräsident?

ff./Lt. München/Berlin, 18. Januar. Der bayrische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Stoiber hat am Donnerstag den Rückzug aus seinen Regierungs- und Parteiämtern angekündigt. Er werde sein Amt als Ministerpräsident zum 30. September abgeben, sagte Stoiber in einer kurzen Erklärung in München. Auf dem CSU-Parteitag im September werde er nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren. Der Erfolg und die Geschlossenheit der CSU, das Wohl und die Zukunftsfähigkeit Bayerns seien stets seine obersten politischen Ziele gewesen. Er habe sich dazu entschieden, auf seine Ämter zu verzichten, weil es „mir wichtig ist, zum richtigen Zeitpunkt für Bayern und für die CSU zu handeln.“
Der 65 Jahre alte Stoiber ist seit Mai 1993 bayrischer Ministerpräsident; seit Januar 1999 nimmt er das Amt des CSU-Vorsitzenden wahr. Über seine Nachfolge wollen die Spitzen der Partei an diesem Freitag zusammen mit Stoiber in der Münchner Staatskanzlei beraten. Der bayrische Innenminister Beckstein kündigte seinen Anspruch auf das Amt des bayrischen Ministerpräsidenten an. Sein Interesse an dieser Aufgabe sei kein Geheimnis, sagte der 63 Jahre alte Beckstein. Er würdigte den Rückzug Stoibers als „wuchtige, mutige Entscheidung“. Es passe zu Stoiber, das er kein Getriebener sei, sondern selbst die Akzente setze.
Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer und der bayrische Wirtschaftsminister Huber wollen den Parteivorsitz übernehmen. „Nach allem, was führende Partei und Führungsmitglieder zu mir gesagt haben, erwarte ich, dass mit mir über den Parteivorsitz gesprochen wird.“, sagte der 57 Jahre alte Seehofer, der stellvertretender Parteivorsitzender ist. Der 60 Jahre alte Huber verwies auf seine Erfahrungen als CSU- Generalsekretär und Landesminister, die ihn befähigten, das Profil der CSU als Volkspartei zu erhalten.
Zuvor waren in der CSU Meldungen, Beckstein habe sich mit Wirtschaftsminister Huber darauf verständigt, dass dieser den Vorsitz anstreben solle, auf heftigen Widerspruch getroffen. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Ramsauer, pochte auf ein Mitspracherecht der CSU-Bundestagsabgeordneten bei der Besetzung des Parteivorsitzes. Mit Seehofer und Bundeswirtschaftsminister Glos gebe es zwei geeignete Bewerber für dieses Amt. „Ohne die Landesgruppe geht nichts,“ sagte Ramsauer in Berlin. Unter den CSU-Bundestagsabgeordneten wurde auf die Gefahr hingewiesen, dass die Partei mit einer Doppelspitze aus Beckstein und Huber ihre bundespolitische Bedeutung verliere und zu einer reinen Bayern-Partei werde. Auch Ramsauer wurde als CSU-Vorsitzender ins Spiel gebracht, ihm wurden allerdings nur Außenseiterchancen zugesprochen.
Durch die Meldung über eine Einigung zwischen Beckstein und Huber war der Druck auf Stoiber nochmals gestiegen, den Weg freizumachen. Auch unter den Anhängern Stoibers machte sich die Befürchtung breit, die Partei werde ihre Mehrheitsfähigkeit verlieren, wenn sich die Ungewissheit noch über Monate hinziehe. Stoiber zog sich am Donnerstag mit seinen engsten Beratern in die Staatskanzlei zurück; kurz nach 14 Uhr verkündete er dann seinen Rückzug von seinen Ämtern. Danach traf er sich zu einem seit längerem geplanten Gespräch mit der Landrätin Pauli, nach deren Vorwürfen, die Staatskanzlei habe ihr Privatleben ausgeforscht, sich sein Autoritätsverfall beschleunigt hatte. Am Abend wollte Stoiber an einem Neujahrsempfang der CSU in Bamberg teilnehmen.
Die bayrische SPD forderte am Donnerstag, dass Stoiber sofort zurücktreten und die CSU den Weg für eine Neuwahl des Landtags frei mache. Wenn Stoiber erst im September aus seinem Ämtern ausscheide, drohe Bayern „eine neunmonatige Hängepartie“, sagte der Vorsitzende der SPD-Landesfraktion, Maget. Beide seien als zentrale Bestandteile des gescheiterten Systems Stoiber lediglich eine Notlösung. Der bayrische SPD-Vorsitzende Stiegler sagte, die „Wolfsrudel in der CSU“ hätten es geschafft: „Der Leitwolf gibt blutend auf.“ ....

Anmerkung der Redaktion: In der Fortsetzung des Berichts auf Seite 2 werden vor allem O-Töne und Stimmungen verarbeitet. Es gibt jedoch keine weiteren Informationen, die für die zugrunde liegende Meldung relevant wären. Daher verzichte ich auf die Abschrift des kompletten Berichts.

b) Suchen Sie in einer Zeitung oder Zeitschrift ein Feature.
Arbeiten Sie die für ein Feature typischen Textstellen heraus.

Anmerkung der Redaktion: Die für ein Feature typischen Kriterien sind Recherche, Expertenmeinung, lebendige Schilderungen, Sprachkunst

FAZ vom 19. Januar 2007 Feuilleton Seite 35

Goldfinger im Kanzleramt: Immendorf malt Gerhard Schröder
Es gab Momente in der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder, da dachte man: Donnerwetter – die schnellen Autos, die Zigarren, die vielen Frauen, die Entschlossenheit, gegen das Böse zu kämpfen, ob es nun in Gestalt der Elbflut oder amerikanischer Massenvernichtungswaffenerfinder daherkommt: der Mann hat seinen Beruf verfehlt, der hätte einen viel besseren James Bond abgegeben als der damals amtierende Pierce Brosnan. Jetzt ist das offizielle Porträt da, das der schwerkranke Jörg Immendorf mit Hilfe seiner Assistenten für die Galerie des Bundeskanzleramts gemalt hat. Und Schröder erinnert darauf sehr deutlich an eine Figur aus dem Bondfilm „Goldfinger“, allerdings nicht an James Bond selbst, sondern an das Bond-Girl Jill Masterson, das von dem Bösewicht komplett vergoldet und damit umgebracht wurde. Ein sehr eigenwilliges Porträt.
Nun war wohl nichts nach 1945 für deutsche Künstler so schwierig wie das Genre des offiziellen Herrscherporträts. Kokoschka malte Adenauer angestrengt unpathetisch vor semiabstraktem Hintergrund, Albrecht Gehse versuchte in seinem Kohl-Porträt alles Monumentale zu vermeiden, was bei diesem Gegenstand natürlich völlig unmöglich ist, und so sieht das Porträt dann auch aus, als hätte Kohl seinen Kopf durch ein Loch in einer eilig hingehauenen Farbskizze gesteckt. Nirgendwo sah aber ein Kanzler bisher so imperatorenhaft, bismarckig und maßlos mächtig aus wie Immendorfs Goldschröder. Mit ihm, verrät das Porträt, beginnen eine neue Politik und eine neue Bildsprache. Hier steht, nicht Mensch, sondern Ikone, der eiserne Medienkanzler, der ganz zum Bild gewordene Herrscher.
Dazu kommen allerdings eigenartige Bildbeigaben. Es ist das erste Mal, das ein reiches ikonographisches Programm das Kanzlerporträt begleitet – ganz so, als sei die Kanzlerschaft Gerhard Schröders erklärungsbedürftig. Über seinen Schultern tummeln sich Affen. Immendorff erklärt die Affen als eine Hommage an den Kanzler, der sich „um die Künstler gekümmert“ habe; allerdings sind Affen nicht nur Symboltiere der Künstler, sondern auch die der großen Illusionisten und Gaukler und bleiben damit doppeldeutig. Entsprechend können die weißen Linien wahlweise positiv gewertet werden, als von der hochenergetischen Art des Basta-Kanzlers ausgehende Blitze, die das Land elektrisieren, neutral als Marmoradern oder negativ als Spinnweben über gescheiterten Hoffnungen. In die goldene Büste ragen, wie Herrscherinsignien, zwei Dinge herein: Ein verpummelter Bundesadler, der aussieht, als wäre er aus Zigarrentabak zusammengerollt und eine gebrochene schwarze Figur. Was bedeutet das? Vielleicht steht der Cohiba-Adler für eine hedonistisch entspannte Haltung zur Staatsführung und der gebrochene Teufel für die Dämonen, die der eiserne Schröder besiegte – die Atomlobby, die Gegner der Agenda 2010, die Blairs und Bushs, die große Elbflut. Immendorff sagt, der gebrochene Mann sei er selbst, aber Künstlern darf man nie glauben, und womöglich steckt eine subtile Kritik am Gasprom-affinen Schröder in diesem Bild: „Goldfinger“, singt Shirley Bassey im Titelsong des gleichnamigen Films, „he´s the man, the man with the Midas touch / a spider´s touch / such a cold finger beckons you to enter his web of sin.“ Ein Spinnennetz kann man auch auf diesem Bild erkennen – und spätestens dann drängt sich die Frage auf, wer der mächtige Mann sein könnte, der hier sein Opfer vergoldete. NIKLAS MAAK

c) Suchen Sie in einem beliebigen Magazin (Spiegel, Capital, etc.) einen Report. Nennen Sie das Thema und beschreiben Sie, wie der Report aufgebaut ist. Wie beginnt er? Auf welche Art werden die Informationen dargebracht? Wie umfangreich sind seine Teile? Wie viele Informanten haben Material geliefert?

Thema: Die Weltbank

Titel: Die arme Bank (Spiegel Nr.3/15.01.07)

Einstieg: Die Vergabe von bis zu 25 Milliarden Dollar jährlich bei häufigem Verzicht auf Zinsen und Gewinne. Gleichzeitig wird auf die erzieherische Aufgabe der Bank hingewiesen und die Frage nach der Wirksamkeit gestellt.

Zu Beginn des Reports reist der Leser zweieinhalb Druckseiten lang mit dem Weltbank-Direktor für Westafrika Mats Karlsson von Ghana nach Liberia. Auf diesem Weg erfährt der Leser einiges über die Arbeit des Bankdirektors, seine Motivation, seine Gedanken zur Lage Afrikas und Liberias im Speziellen und seinen persönlichen Hintergrund. Zusätzlich werden Beschreibungen der Stationen der Reise eingestreut, die ein lebendiges Bild der Realität von Afrikas Leben als Kontrast zu Karlssons theoretischen Überbau liefern.

Mit einer geschickten Überleitung, die den Leser zur Frage „Wo bin ich?“ veranlasst und damit zeigt, dass es sehr wohl Berührungspunkte zwischen der ersten und der dritten Welt gibt, wird der Leser nun ins Zentrum der Weltbank geführt – nach Washington. Es folgen Beschreibungen der Arbeitsabläufe, Strukturen und Motivationen, es gibt Aussagen einzelner Angestellter. Gleichzeitig werden, wie schon im ersten Teil, lebendige Beschreibungen der Örtlichkeiten und Sachverhalte, eingestreut, die das Elfenbeinturmgefühl des Hauptsitzes betonen. Es wird die Aufteilung der Bank in ihre fünf Organisationen und deren Zusammenhänge, aber auch ihr konkurrierendes Verhalten untereinander erläutert. Mit Paul Wolfowitz reist der Leser zu einer Jahrestagung nach Singapur und erfährt so mehr über die verschiedenen Ebenen, die Bündnisse und über den Leiter selbst. Dieser „Washingtoner“-Teil hat eine Länge von knapp drei Druckseiten.

Im letzten, knapp eine Druckseite langen Teil, reist der Leser mit Mats Karlsson zurück nach Ghana, einem so genannten „Musterstaat“. Es wird auf die stabilen, politischen Verhältnisse hingewiesen und auf die eine Wachstumsrate von 6 Prozent jedes Jahr. Doch werden diese Aussagen durch Aussagen und Zahlen anderer Experten unterminiert, und so verdeutlicht, dass die Bank auch dazu neigt sich und anderen die Zahlen schön zu reden. Am Schluss werden kurz die Motivation und die Erfolge der Bank dem auch immer wieder versickernden Geld gegenübergestellt und die Frage nach dem Nutzen gestellt.

Anzahl der Verfasser (Informanten): Es wird nur ein Verfasser genannt.

Anmerkung der Redaktion: Ich ahne, dass ich bei der letzten Aufgabe über das Ziel hinaus geschossen bin .....:-)

11
Jan
2007

Editorial

Liebe Leser und Leserinnen,

es ist vollbracht. Das erste Heft ist durchgearbeitet, Grundkenntnisse sind erworben, die abschließende Bewertung wird zwar noch abgewartet, doch kann schon jetzt ein erstes Resümee gezogen werden. Und das fällt, zu meiner Freude, sehr positiv aus.

Als ich diesen Blog eröffnete, sollte er unter anderem dazu dienen, mich bei der Stange zu halten. Wenn man von der Weihnachtszeit absieht, ist das Konzept aufgegangen.
Die überraschend vielfältige und positive Resonanz weckten meinen Ehrgeiz, noch die kleinste Übung so gut wie möglich zu meistern. Die Streicheleinheiten und kritischen Kommentare sorgten nicht nur dafür, dass ich mich auseinandersetzte und dazu lernte, sondern sie bestärkten mich, weiterzumachen. Der Lerneffekt kann nicht überbewertet werden.

Ich hoffe, dass diese Stimmen, bei denen ich mich an dieser Stelle bedanken möchte, auch im zweiten Teil, der Bericht, Feature, Report und Recherche enthalten wird, nicht verstummen werden. Auch neue Stimmen sind natürlich willkommen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern und Kommentatoren ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2007.

Ich freue mich auf Sie.

Die Neue

8
Jan
2007

Aufgabe SJou 1

Meldung FAZ
Wenige gefährliche Begegnungen im deutschen Luftraum
dv. FRANKFURT: 11. Februar. Obwohl der Luftverkehr zunimmt, können die deutschen Fluglotsen ihren hohen Sicherheitsstandard halten. Im vergangenen Jahr wurden nur 24 gefährliche Begegnungenvon Luftfahrzeugen gemeldet: im Jahr davor waren es 23. Dabei hatten sich in dem ungleich verkehrsschwächeren Jahr 1971 zum Beispiel nicht weniger als 265 solcher Zwischenfälle über der Bundesrepublik ereignet. Als gefährliche Begegnung gilt nicht nur ein Beinahezusammenstoß, sondern auch das eher undramatische, aber auch unfallträchtige Unterschreiten von Mindestabständen. Nach Auskunft der deutschen Flugsicherung (DFS), die im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Flüge kontrollierte, waren ihre Lotsen nur in vier Fällen Schuld an einem "neare miss". An den übrigen Zwischenfällen waren Privat- und Militärmaschinen beteiligt, die nicht der Verkehrskontrolle unterliegen. Fazit der DFS: "Der deutsche Luftraum ist sicher."

Meldung SZ
24 Beinahe-Kollisionen im vergangenen Jahr
Offenbach (AFP) - AM deutschen Himmel hättes es im vergangenen Jahr 24mal fast gekracht. Wie die Deutsche Flugsicherung (DFS) am Dienstag in Offenbach mitteilte, lag die Zahl der so genannten gefährlichen Begegnungen im deutschen Luftraum damit um eine Beinahe-Kollision höher als im Vorjahr. Zugleich gab es allerdings 3,7 Prozent mehr Flüge als im Vorjahr; insgesamt waren es im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Flüge. Nur in vier Fällen sei die die Flugsicherung für eine "gefährliche Begegnung" verantwortlich gewesen, betonte die DFS. Ein Großteil der Gefahrensituationen habe Privatflugzeuge oder militärische Flüge betroffen, die nicht der Flugverkehrskontrolle unterlagen. Als "gefährliche Begegnung" definiert die DFS alle Fälle, in denen Piloten ein Ausweichmanöver fliegen mussten oder ihre Maschine subjektiv gefährdet sahen. In der Statistik berücksichtigt werden auch Fälle, in denen der gesetzliche Sicherheitsabstand unterschritten wurde.

1a) Vergleichen Sie die Informationen, die die Meldungen enthalten.

Beide Zeitungen machen die Aussage, dass der Luftverkehr zunimmt. Die SZ unterfüttert diese Aussage zusätzlich mit der prozentualen Steigerung von 3,7% im Vergleich zum Vorjahr.
Auch die konkrete Anzahl der gefährlichen Begegnungen von 24 und die Vergleichszahl von 23 aus dem Vorjahr stimmen überein.
Die FAZ setzt diese Zahlen in Kontext mit einer Statistik aus dem verkehrsschwächeren Jahr 1971, in welchem es 265 Zwischenfälle gegeben hat. Die SZ verzichtet auf solche Informationen.
Beide Meldungen geben die Zahl der kontrollierten Flüge mit 2,1 Millionen an und zitieren die DFS, wenn es um die dabei durch Lotsen entstandenen Gefahrensituationen (4) geht. Sie erklären übereinstimmend, dass an allen anderen gefährlichen Begegnungen Privat- und Militärmaschinen beteiligt waren, die nicht durch die DFS überwacht werden.
In der Definition einer „gefährlichen Begegnung“ weichen die Meldungen jedoch voneinander ab. Die FAZ nennt als Kriterium sowohl den Beinahezusammenstoß als auch das Unterschreiten des Sicherheitsabstandes. Die SZ beruft sich auf die Definition der DFS, laut der ein Ausweichmanöver ebenso als „gefährliche Begegnung“ gilt, wie die, von der FAZ nicht erwähnten, subjektive Gefahrenwahrnehmung des Piloten. Die Unterschreitung des Mindestabstandes wird in der Meldung der SZ von der Definition der DFS abgekoppelt und gesondert als „gesetzlich vorgeschrieben“ erwähnt.

1b)Benennen Sie dpa-Grundsätze, die von den Meldungen berührt sind.

Die dpa-Grundsätze, die von den Meldungen berührt werden, sind:
- Nachricht ohne Kommentar, aber mit Hintergrund und Zusammenhängen zu liefern.
- keine Lobpreisungen, keine Ironisierung und keine Verdammung, sondern Berichterstattung und Analyse (zu verbreiten), wobei das Werturteil dem Leser, dem Bürger und dem Kommentator überlassen bleibt.
- Sensationsmache zu vermeiden.
- die Tatsachen sprechen zu lassen und dem Urteil des Lesers zu vertrauen.

1c) Diskutieren Sie anhand der Grundsätze, die Sie angegeben haben, beide Meldungen und geben Sie ein Urteil über die Meldungen ab.

Beide Meldungen berühren, wenn auch auf unterschiedliche Weise, die dpa-Grundsätze. Die FAZ lässt schon in der Überschrift nicht nur die Tatsachen sprechen. Statt der neutralen Nennung der Zahl, nimmt sie durch den Begriff „wenige“ ein Urteil vorweg. Auch der erste Satz der Meldung beinhaltet nicht die durch die W-Fragen geforderten Informationen, sondern mit der Formulierung „können…hohen Sicherheitsstandard halten“ einen
Kommentar der Situation. Auch das Heranziehen einer Statistik aus dem Jahr 1971 wirkt nicht seriös, da sie zwar oberflächlich betrachtet Vergleichszahlen liefert, diese jedoch auf Grund ihrer mangelnden Aktualität einem tieferen Vergleich in Bezug auf die technologische Entwicklung kaum standhalten dürften. Interessanter wären vielleicht die vergangenen 10 Jahre gewesen. Die gesamte Meldung scheint bestätigen zu wollen, dass die DFS gute Arbeit leistet und berührt somit den dpa-Grundsatz, keine Lobpreisungen zu verbreiten.
Die SZ lässt sich in dieser Hinsicht nichts zu schulden kommen. Sie wägt die Fakten gegeneinander ab, doch die reißerische Form der Berichterstattung, die schon in der Überschrift durch den Begriff „Beinahe-Kollision“ deutlich wird und in der Meldung durch die Formulierung „fast gekracht“ fortgesetzt wird, verstößt gegen den dpa-Grundsatz, Sensationsmache zu vermeiden. So schafft die SZ eher ein negatives Bild.
In beiden Meldungen wurde nicht die journalistische Neutralität gewahrt. Während die SZ durch eine reißerische Berichterstattung das Gesamtbild negativ verzerrt, liest sich die Meldung der FAZ wie eine Pressemitteilung der DFS selbst.

2) Sie erhalten folgendes Material:

Presseerklärung der Luftwaffe: Bei Sassenstedt stürzte gestern ein Kampfbomber der Luftwaffe aus bisher ungeklärter Ursache ab. Menschen kamen nicht zu Schaden. Der Pilot rettete sich mit dem Fallschirm. Bei dem Absturz wurde eine Kuh getötet.

Erklärung der Polizeipressestelle: Ein Kampfbomber der Luftwaffe stürzte gestern in der Nähe von Sassenstedt auf eine Weide und tötete eine Kuh. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten. Anwohner berichteten, das Flugzeug habe sich im Extremtiefflug befunden und dabei einen Baumwipfel gestreift.

Mündlicher Bericht Bauer Schmidt: Es war mein prämierter Bulle Otto, er war über 10.000 Euro wert.

Schreiben Sie aus dem Material eine Meldung, die
a) in der FAZ
b) in der Bild
c) in Ihrer Heimatzeitung
stehen könnte.

2a)
FAZ
Kampfbomber der Luftwaffe abgestürzt
Gestern stürzte ein Kampfbomber der Luftwaffe auf eine Weide bei Sassenstedt und tötete eine Kuh. Der Pilot konnte sich mit einem Fallschirm retten. Laut Polizei hatten Anwohner beobachtet, wie das Flugzeug in extremem Tiefflug einen Baumwipfel streifte. Dem Bauern entstand ein Sachschaden von 10.000 Euro. Die Luftwaffe konnte die Ursachen für den Absturz bisher noch nicht klären.

2b)
Bild
Kostete riskantes Tiefflugmanöver Bauer Schmidt 10.000 Euro?
Es passierte gestern bei Sassenstedt. Ein Kampfbomber der Luftwaffe krachte auf die Weide von Bauer Schmidt und tötete seinen prämierten Bullen Otto. Anwohner hatten zuvor beobachtet, wie der Bomber in extremem Tiefflug schon die Baumwipfel streifte. Während sich der Pilot mit dem Fallschirm retten konnte, hatte der wertvolle Bulle keine Chance. Die Luftwaffe untersucht den Vorfall.

2c)
SVZ
Bauernopfer fürs Vaterland
Als gestern ein Kampfbomber der Luftwaffe nahe Sassenstedt auf die Weide von Bauer Schmidt stürzte, konnte sich der Pilot noch rechtzeitig retten. Der Bulle Otto konnte dies nicht. Anwohner hatten beobachtet, dass das Flugzeug so tief flog, dass es einen Baumwipfel streifte. Die Ursache für den Absturz konnte, laut Luftwaffe, bisher noch nicht ermittelt werden. Fest steht jedoch schon jetzt, dass Bauer Schmidt durch den Tod seines prämierten Tieres ein Schaden von 10.000 Euro entstand.

Lesen Sie die folgende Meldung:

Ein Verkäufer ist am Dienstagabend in seinem offenen Verkaufswagen in Berlin erstochen worden. Aus der Kasse des Fahrzeugs, in dem Backwaren angeboten wurden, wurden die Tageseinnahmen geraubt. Passanten fanden den 55 Jahre alten Mann zusammengekrümmt am Boden liegen, wie die Polizei am Mittwoch berichtete. Von dem Täter fehlte noch jede Spur. (dpa) (FAZ)

3a) Finden Sie im Text unklare oder ungenaue Wörter. Markieren und diskutieren Sie diese.
„Fahrzeug“ ist ein ungenauer Begriff. Er impliziert alle Klassen, Arten und Typen von LKW bis zum PKW. Zudem wirkt der Ausdruck bürokratisch. Besser wäre Wagen oder Laster, aber im Kontext kann man auch komplett auf eine Erwähnung verzichten.
„Backwaren“ teilt das Schicksal von „Fahrzeug“. Der Gebrauch des Wortes wirkt nicht am Leser orientiert und bürokratisch. Besser wäre Gebäck, Brot, Kuchen oder ähnliches gewesen.
„Passanten“ ist in diesem Zusammenhang als ungenau einzustufen, da man sich fragen muss, wie ein Passant dazu kommt, hinter die Theke eines Verkaufswagens zu schauen und dort das Opfer des Überfalls zu finden. Genauer wäre „Kunden“ oder „Käufer“ gewesen oder den Vorgang so zu schildern, dass eindeutig ist, warum Passanten auf das Geschehen aufmerksam geworden sind, wie z.B. „Hungrige Passanten traten an den Wagen….“

3b) Überprfen Sie den Text darauf, ob er überflüssige oder aufgeblähte Informationen (Redundanzen) enthält. Benennen Sie ihre Funde und erklären Sie diese.
„….in seinem offenen Verkaufswagen….“
Die Information spielt keine Rolle und ergibt sich als Tatsache aus dem weiteren Text.
„…des Fahrzeugs, in dem Backwaren angeboten wurden…“
Für den Tathergang ist es unwichtig, was genau dort angeboten wurde.
„….zusammengekrümmt am Boden liegen…“
Schaurige Information, die in keiner Weise zum tieferen Verständnis der Meldung beiträgt.
„….wie die Polizei am Mittwoch berichtete.“
Ich bin nicht sicher, ob die Nennung der Quelle in diesem Fall relevant ist, aber das sie Mittwoch berichtete, ist es sicher nicht.

3c)Überprüfen Sie anhand der W-Fragen, ob im ersten Satz die wichtigsten Informationen untergebracht sind.
Wer? Verkäufer
Wo? Berlin/Verkaufswagen
Wann? Dienstagabend
Was? erstochen worden
Damit sind alle relevanten W-Fragen im ersten Satz beantwortet worden. Das „was“ impliziert dabei gleichzeitig das „wie“
Die Frage nach dem „warum“ wird im zweiten Satz mit dem Diebstahl der Tageseinnahmen beantwortet.

3d) Schreiben Sie die Meldung neu. Berücksichtigen Sie dabei Ihre Überlegungen zum Text.
Ein Verkäufer fiel am Dienstagabend in Berlin einem Raubmord zum Opfer. Kunden fanden den 55-jährigen erstochen, auf dem Boden seines Verkaufswagens liegend, vor. Die Kasse mit den Tageseinnahmen war leer. Laut Polizeibericht fehlt bislang jede Spur vom Täter.

Mir ist klar, dass diese Meldung auch nicht frei von Redundanzen ist, doch dienen sie in diesem Fall dazu, das Bild zu verdeutlichen, das Geschehen über die Nennung von Berlin hinaus zu verorten und die Frage nach dem „wie“ zu klären.

5
Jan
2007

Abrechnung mit Bild, Ton und Schrift 2006

Neuentdeckte Töne des Jahres
1. Lucky Jim – All our troubles end tonight
Als Tipp gefunden bei einem ausgesprochenen Eskobar-Fan, begeistern Lucky Jim auf dieser Platte schon 2004 mit wunderschöner Stimme und einem manchmal etwas countrylastigen Sound, der dennoch in Herz und Seele hängen bleibt. Toll für lange Strecken auf der Autobahn.
2. Jens Lekmann – Oh, you´re so silent, Jens
Manchmal helfen die Querverweise bei Amazon. Poetisches Songwriting der besonderen Art.
3. Final Fantasy – He poos clouds
Ein Mann, eine Geige und der Rest ist Fuß – auch wenn die Instrumentierung auf der diesjährig erschienenen Platte „He poos clouds“ durch Piano und echte Drums erweitert wurde. Eine beeindruckende One-Man-Show. Mein Dank gilt Lars für diese musikalische Weiterbildung.
4. Coco Rosie – Noahs Ark
Das Geschwisterpaar Casidy bietet eine schräge Mischung aus Folkpop, Kammermusikstücken und Electronica, in die man sich reinhören muss, aber die einen nicht mehr loslässt, wenn es gelingt, sich auf sie einzulassen.
5. The Doors – Best of
Peinlich, aber wahr. Spät, aber noch nicht zu spät. Ich bin hin- und mitgerissen. Und so schafft es ein Buch mir legendäre Musik nahe zu bringen.

Bands des Jahres
1. Muse
Weil Matthew Bellamys Stimme mir noch immer das Herz bricht und weil ich bisher keine andere Band gehört habe, die über diese Musikalität und diese Tiefe verfügt und trotzdem dermaßen rockt, dass man beim Hören Gefahr läuft, den Kopf zu verlieren
2. Placebo
Dies Jahr wieder mit dabei, trotzdem „Song to say goodbye“ kein „Bitter end“ ist, hat „Meds“ sich dennoch in Herz und Ohr gefressen und im CD-Wechsler des Autos Wurzeln geschlagen. Dieses Jahr gefühlt dichter an Muse denn je.
3. Portugal. The man
Man möchte „Danke“ sagen für diese Band. Einer Band, der es in diesem Jahr gelang, im Einheitsbrei des Rock eine besondere Platte zu schaffen, wie es vielleicht in den letzten Jahren nur Arcade Fire oder Radiohead gelang.
4. The whitest boy alive
Möge dieses Projekt um Erlend Öye (Tut mir Leid, aber ich finde einfach nicht das dänische ö auf meiner Tastatur.) noch viele, viele Platten machen, die sich so schnell ins Ohr, in die Beine und ins Herz stehlen, dass man beim Hören aus dem Grinsen nicht mehr herauskommt.
5. leander
Noch nicht gesignt, ließen mich die Kranholdt-Brüder dennoch an ihrer Musik teilhaben. Am Ende verließ die Platte nur noch selten meinen 5fach-Wechsler und war gerade beim Schreiben mein ständiger musikalischer Begleiter.

Solokünstler des Jahres
1. Noe Venable
Folkpop-Singer/Songwriting vom Feinsten. Ich kann seit einem Monat nicht genug bekommen von dieser Platte.
2. Damien Rice
Seine Musik ist dazu gemacht, einem die Tränen in die Augen zu treiben. Besser kann ein Cello in der Popmusik kaum eingesetzt werden
3. Jens Lekmann
Verückte Singer/Songwriter-Stücke mit wenig, aber teilweise ziemlich frecher Instrumentierung und schönen Texten. Nur schade, dass er ins bürgerliche Leben zurückkehren möchte.
4. An Pierlé
Belgische Frauenpower a là Tori Amos, klassisch instrumentiert, bahnt sie sich mit ihrer wunderbaren Stimme schnell einen Weg direkt ins Herz.
5. Morrissey
Was soll man über einen wie ihn noch sagen? Es wäre doch nur Blasphemie.


Album des Jahres
1. Portugal. The man – Waiter: „You vultures“
Weil man als Rockfan an der Stimme, am kreativen Songwriting und dem Finetuning von Laut/Leise nicht vorbeikommt.
2. Placebo – Meds
Nicht „Bitter end“, aber insgesamt fast noch besser als der Vorgänger
3. Muse – Black Holes and Revelations
Muse und dennoch nicht Muse. Deswegen auch nur Platz 3. Einfach zu viel Orientierung an anderen Bands und Sounds von vorgestern. Schade, denn das können sie erwiesenermaßen besser.
4. Damien Rice – 9
Zugegebenermaßen ein wenig Vorschusslorbeeren, da ich erst seit einigen Tagen im Besitz dieses Albums bin, doch seitdem läuft es in einer Art Dauerschleife in meinem Player und es enttäuscht nicht. Es hat die Kraft, die ich an Rice so liebe. Die Kraft, die Tiefe, das große Gefühl.
5. Uzi & Ari – It is freezing out
Weil Thom Yorke mit sich selbst beschäftigt ist und Radiohead somit schweigt. Uzi & Ari treten in ihre Fußstapfen und die Schuhe scheinen zu passen

Song des Jahres
1. Knights of Cydonia - Muse
Galloppierender Wahnsinn und mitten darin der Satz "Don´t waste your time or time will waste you"
2. Meds - Placebo
Schade nur, dass es so lange gedauert hat, bis ich erkannte, dass ich jedesmal, wenn ich lauthals zum Refrain "Baby, did you forget to take your best" sang, vollkommen falsch lag.
3. Juniper – Noe Venable
"Mama, oh Mama, I don´t wanna come down" Wenn ich nur diese Zeile schreibe, höre ich schon wieder den wunderbaren Rhytmus in meinem inneren Ohr.
4. Beautiful Boyz – Coco Rosie
"All those beautiful boyz/pimps and queens and criminal queers/all those beautiful boyz/tattoos of ships and tattoos of tears" gesungen von einer zerbrechlichen Stimme, die jeden Moment zu kippen droht.
5. Analyse – Thom Yorke
Zwischen all dem elektronischen Gefriggel diese Perle.

Konzert des Jahres
1. Morrissey – Hamburg 18.12.06
Ich habe Männer weinen und auf die Knie fallen sehen als er die Bühne betrat. Sie saßen auf den Schultern ihrer Mädchen und Jungs und stimmten immer wieder Morrissey-Gesänge an, als wären wir bei einem Fußballspiel. Und was sagt dieser so scheu wirkende Mann leise: „That´s not necessary.“ Großes Kino!
2. Muse – Hamburg 26.11.06
Vielleicht lag es daran, dass wir in der falschen Ecke gesessen haben, zumeist umgeben von Versicherungsvertretern und Bankkaufleuten, deren maximale Bewegung aus mit den Füßen wippen bestand, vielleicht lag es auch daran, dass ich Muse das erste mal in einer Halle und nicht in einem Club sehen durfte oder einfach nur an der verschütteten Cola auf dem Boden, aber der übliche weggetretene Trancezustand, den ich auf früheren Konzerten erreichte, wollte sich nicht einstellen. Dennoch eine fantastische Bühne und eine fantastische Show, bei der die Securities alle Hände voll zu tun hatten. Vielleicht hätte ich dieses eine Mal aufs Sehen verzichten sollen und mich dem fast kollabierenden Innenraum anschließen sollen. Ich möchte noch immer ganz „Sweet-Sixteen-like“ brüllen: „I love you, Matt!“
3. Placebo – Hamburg 16.12.06
Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mir einem kahlrasierten, ungeschminkten Brian Molko, der in einem Anzug auf die Bühne trat. So männlich verlor er fast ein wenig von dem Zauber, dem ich auf der „Soulmates never die/Live in Paris“ erlegen war. Dennoch ein ausverkauftes Konzert, dass vom ersten Ton an in die Beine und in die Kehlen schoss. „Special K“, „Meds“, „Song to say goodbye“ und „Bitter end“ wurden von der ersten Zeile an fast Hymenartig mitgesungen und man wünschte sich nur eins: Das dieser unglaubliche Mann uns gelassen hätte. Aber auch so war es Gänsehaut pur.
4. Depeche Mode – Hamburg 15.01.06
Erst durch das Album „Ultra“ auf den Depeche Mode Zug aufgesprungen, hatte ich die Karten gekauft, bevor ich das neue Album „Playing the Angel“ kannte. Dies ließ mich schon fast wieder den voreiligen Kartenkauf bedauern, doch am Ende war es eine große Show, in der sich drei alte Weggefährten, die sich nicht immer lieben, den nötigen Raum ließen. Dave Gahan, den ich so wunderbar überzogen in dem „It´s no good“-Video fand, sorgte mit seiner gockelnen Art, die er wohl schon immer an den Tag gelegt hat, für viel Spaß. Die Halle selbst kochte natürlich vor allem bei den Klassikern aus den Achtzigern, aber so ist das wohl, wenn eine Band auf diesem Niveau über 20 Jahre im Geschäft ist. Die Fans altern mit und wollen zurückgebracht werden in die guten alten Zeiten. Am Ende war ich auch mit „Playing the angel“ ausgesöhnt und freute mich, dass sie dennoch einiges von ihren besten Platten „Exiter“ und „Ultra“ gespielt hatten.
5. Rosenstolz – Schwerin 22.08.06
Gut erholt nach einer Tourpause spürte man, dass sie wieder Lust hatten und diese Lust gaben sie an ihre Fans zurück. Sie ließen es rocken und waren auch instrumental fantastisch besetzt. Viel mehr kann ich allerdings nicht dazu sagen, denn ich habe weder viel gesehen noch gehört. Doch für das nächste Mal habe ich mit meinem ewig laut mitsingenden Liebsten vereinbart, dass wir das Konzert getrennt erleben werden. Sollen sich doch andere ärgern.


Film des Jahres
1. Brokeback Mountain
Ang Lee ist und bleibt einer der besten Geschichtenerzähler Hollywoods
2. Hard Candy
Der Film lässt einen fassungslos und hilflos zurück.
3. Walk the line
Beeindruckende Geschichte des "man in black" und nicht ein einziges "Ich Liebe dich" in einer der stärksten Liebesgeschichten der modernen Musikgeschichte.
4. Match Point
Woody Allen anders und doch at it´s best, trotzdem es London ist und nicht New York oder vielleicht gerade deswegen?
5. Der Rosinenberg
Die Liebeserklärung an einen der schönsten Landstriche Deutschlands

TV-Serien des Jahres
1. Deadwood
Die erste Staffel zum Geburtstag bekommen und bereits am 2. Weihnachtstag die letzte Folge geschaut. Die unzivilisierten Sopranos des wilden Westen und noch böser. Toll!
2. Six Feet under
In diesem Jahr durften auch wir hier in Deutschland uns von einer der besten Serien verabschieden. Und am Ende bleibt die Frage nach dem Warum.
3. Die Sopranos
Sehnlichst wird Staffel 6 von mir auf DVD erwartet, auch in dem Wissen, dass diese Serie sich damit für immer verabschiedet.
4. Nip/Tuck
ProSieben stellte die Sendung schon mitten in Staffel 2 wegen Quotenflaute ein. Staffel 3 darf als DVD nur noch an Volljährige verkauft werden. Ich bleib dabei: Herrlich böse und abgründig. Und solange „Wetten dass…?“ noch immer höchste Einschaltquoten bekommt, können diese kein Kriterium sein.
5. lost
Die erste Staffel völlig verschlafen und seit der zweiten voll drauf. Ich sag nur: Der Hai! Der Hai! Das Logo! Das Logo!

Bücher, gelesen in 2006

1. Danny Sugerman – Wonderland Avenue
Ein Buch über L.A. Ende der Sechziger und den beginnenden Siebzigern, Drogen und Aufstieg und Fall von „The Doors“ und Jim Morrison im Speziellen. Geschrieben aus der Sicht eines heranreifenden Jungens, der sich verliert und dennoch findet in dieser kaputten Welt aus Musik und Drogen. Ein Tatsachenbericht, der kaputter und spannender kaum sein kann und der mich in diesem relativ lesearmen Jahr am stärksten gepackt hat.

2. Anais Nin – Nächte unter dem Venusmond
„Nächte unterm Venusmond“ wurden Anais Nins Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1937 bis 1939 genannt. Erst 2005 auf Deutsch erschienen, stellen sie die letzte Zeit ihrer Pariser Jahre dar, in denen sich ihre Affäre zu Henry Miller zu Gunsten einer ebenbürtigen Freundschaft zu verändern beginnt, in denen sie durch ihren Geliebten Gonzalo Morá an den Kommunismus herangeführt wird und in denen die Versetzung ihres Mannes nach London sie vor eine Entscheidung stellt, die ihr am Ende auch durch Ausbruch des Krieges abgenommen wird. Wieder ein Buch voller Kraft, Authentizität, Schönheit, Reflektion, Intelligenz, Weisheit und unerbittlicher Ehrlichkeit, das die instinktive Wildheit der Autorin deutlich spüren lässt

3. Gabriel Garcia Marquez – Leben, um davon zu erzählen
Im seiner Autobiografie schildert Marquez die Geschichte seiner Familie und die seine bis zu seinem ersten Verlassen des Landes. Er nimmt uns mit auf seiner Reise durch die verschiedenen Teile Kolumbiens, die im Laufe seines jungen Lebens zu Aufenthaltsorten wurden und erzählt uns damit gleichzeitig, woher seine Romane kommen. Er verortet uns damit nicht nur geografisch in Kolumbien sondern auch historisch und seelisch.
604 Seiten stark, stellte mich dieses Buch vor eine ähnliche Herausforderung wie „Hundert Jahre Einsamkeit“ oder „Die Liebe in Zeiten der Cholera“. Nicht, weil mich 600 Seiten schrecken, sondern weil aus 600 Seiten Marquez durch seine dichten Erzählweise durchaus gefühlte 1200 Seiten werden können. In diesem Fall jedoch nicht

4. T.C. Boyle – Dr. Sex
In seinem Roman „Dr. Sex” folgt T.C. Boyle den Spuren Professor Kinseys, der mit seinem Report über die Sexualität des Mannes und später auch der Frau Amerika aus seinem puritanischen Dornröschenschlaf erweckte und der Nation einen erbarmungslosen Spiegel vorhielt. Auf gewohnt satirische Art nähert sich der Autor einem Mann, der einem Land die eigene Heuchelei vor Augen führen will und am Ende seines Weges, auf welchem weder Gefühle noch Widerspruch geduldet werden, genau dieser erliegt.
Kinsey erweist sich am Ende auf seine skrupellose, fanatische und auch geniale Art als ein Produkt seiner Zeit und seines Landes.

Anmerkung der Redaktion: Dies nur als Lebenszeichen. Ich sitze auch schon an der Hausaufgabe und hoffe, damit bald die erste Lektion abschließen zu können. Die Festtage sind vorbei und jetzt kann endlich wieder gearbeitet werden...:-)

7
Dez
2006

Gesehen...

...am 4.12.06 bei 3sat Kulturzeit: Ernst Grandits und der Publizist und langjährige Journalist Dagobert Lindlau sprechen über Journalismus in Deutschland. Interessierte können es sich an dieser Stelle noch einmal ansehen.

Zu empfehlen auch sein Buch "Reporter. Eine Art Beruf"

6
Dez
2006

Weil AIDS nicht nur am 1.12. und nicht nur in Afrika krank macht

Weltweit starben seit Entdeckung des HIV-Erregers 25 Millionen Menschen an AIDS und seinen Folgekrankheiten. 2,9 Millionen waren es in diesem Jahr. 4,9 Millionen Neuinfektionen wurden verzeichnet.
2005 waren es in Deutschland 2486 Neuinfektionen. Die Zahlen für 2006 liegen noch nicht vor.
Das Magazin „Focus“ bezeichnete die, im weltweiten Vergleich verhältnismäßig niedrige Zahl als „erfreulich bescheiden“, doch verschließt man sich mit dieser Art zu denken einer Tatsache:
Die Zahl der Neuinfektionen ist in Deutschland trotz Aufklärung, Prävention und intakten medizinischen Infrastrukturen im Jahre 2005 um 30 Prozent gestiegen.
Die Regierung reagierte und beschloss im Juli dieses Jahres eine HIV/Aids-Strategie. Diese beinhaltet im wesentlichen Präventionsarbeit, Stärkung der biomedizinischen und sozialwissenschaftlichen Forschung, funktionierende Gesundheitsversorgung und die Anerkennung Kranker in Familie und Gesellschaft.
Das Strategiepapier bietet damit jedoch nichts wirklich Neues. Eher macht es deutlich, dass in den vielen Jahren des immer weiter nachlassenden Engagements seitens des Staates die Entwicklung in Sachen AIDS-Arbeit und Forschung verschlafen worden ist. Die Zahlen der Neuinfektionen steigen, die sozialen Probleme sind mehr oder weniger die Gleichen geblieben, die Krankheit ist noch immer nicht eingedämmt. Stattdessen mussten beispielsweise gerade die AIDS-Hilfen Jahr für Jahr den Gürtel enger schnallen, obwohl doch sie die so notwendige Basisarbeit leisten.
Dass die Basis dabei immer schwerer zu erreichen ist, erkennt man an gesellschaftlichen Phänomenen wie den so genannten „Bareback-Partys“. Dort treffen sich positive und negative Gleichgesinnte, um Sex ohne Kondom zu haben. Man erkennt es auch an der gestiegenen Zahl ungewollter Schwangerschaften, vor allem unter Jugendlichen, und an untreuen Ehemännern, die trotz Verantwortung gegenüber der Familie noch immer nicht zu wissen scheinen, wie man sich ein Kondom überstreift.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 60 Prozent der Neuinfektionen betrifft homosexuelle Männer aus Großstädten. Doch an dieser Stelle sollten sich Heterosexuelle nicht zurücklehnen und denken, dass sie aus dem Schneider sind, denn Tatsache ist auch, dass sich 2005 25 Prozent mehr Heterosexuelle als im Jahr zuvor angesteckt haben, während die Steigerung bei Homosexuellen bei 15 Prozent liegt.

Die Angst als Präventivfaktor scheint in Zeiten von Routine und Kombinationstherapien eingebüßt zu haben.
So erfreulich die Entwicklung auf dem medizinischen Sektor auch ist, sind die AIDS-Therapien dennoch nichts anderes als lebensverlängernde Maßnahmen, die seelische, körperliche und soziale Konsequenzen mit sich bringen. Sie sind kein Heilmittel.
In einer immer hedonistischer veranlagten Gesellschaft werden nicht nur die Gedanken an Krankheit an den Rand gedrängt, sondern auch die Kranken selbst. Dieses Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ greift die Initiative „Vergessen ist ansteckend“ auf und entwickelte zusammen mit der Agentur „Etwas Neues entsteht Marketing GmbH“ eine Kampagne, die anhand von sich erbrechenden und unter sich machenden Kuscheltieren versinnbildlichen, wie quälend diese Krankheit trotz Medikamente ist. Die Kampagne richtet sich an Jugendliche, die Botschaft jedoch ist allgemeingültig.

Ein Satz, der mich schon während meiner ehrenamtlichen Arbeit für die AIDS-Hilfe Hamburg begleitet hat und der fast so alt sein dürfte, wie die Krankheit selbst, macht klar, wie einfach Handeln ist:
AIDS ist die einzige tödlich verlaufende Krankheit, vor der wir uns schützen können.

Tun wir es doch einfach.
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