23
Jan
2007

Übung 7

a) Suchen Sie in ihrer Tageszeitung einen Bericht zu einem politischen Thema.
Arbeiten Sie die Meldung, die dem Bericht zugrunde liegt, heraus.

FAZ vom 19. Januar 2007

Stoiber gibt auf

Rücktritt zum 30. September / Huber und Seehofer wollen CSU-Vorsitz übernehmen / Beckstein Ministerpräsident?

ff./Lt. München/Berlin, 18. Januar. Der bayrische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Stoiber hat am Donnerstag den Rückzug aus seinen Regierungs- und Parteiämtern angekündigt. Er werde sein Amt als Ministerpräsident zum 30. September abgeben, sagte Stoiber in einer kurzen Erklärung in München. Auf dem CSU-Parteitag im September werde er nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren. Der Erfolg und die Geschlossenheit der CSU, das Wohl und die Zukunftsfähigkeit Bayerns seien stets seine obersten politischen Ziele gewesen. Er habe sich dazu entschieden, auf seine Ämter zu verzichten, weil es „mir wichtig ist, zum richtigen Zeitpunkt für Bayern und für die CSU zu handeln.“
Der 65 Jahre alte Stoiber ist seit Mai 1993 bayrischer Ministerpräsident; seit Januar 1999 nimmt er das Amt des CSU-Vorsitzenden wahr. Über seine Nachfolge wollen die Spitzen der Partei an diesem Freitag zusammen mit Stoiber in der Münchner Staatskanzlei beraten. Der bayrische Innenminister Beckstein kündigte seinen Anspruch auf das Amt des bayrischen Ministerpräsidenten an. Sein Interesse an dieser Aufgabe sei kein Geheimnis, sagte der 63 Jahre alte Beckstein. Er würdigte den Rückzug Stoibers als „wuchtige, mutige Entscheidung“. Es passe zu Stoiber, das er kein Getriebener sei, sondern selbst die Akzente setze.
Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer und der bayrische Wirtschaftsminister Huber wollen den Parteivorsitz übernehmen. „Nach allem, was führende Partei und Führungsmitglieder zu mir gesagt haben, erwarte ich, dass mit mir über den Parteivorsitz gesprochen wird.“, sagte der 57 Jahre alte Seehofer, der stellvertretender Parteivorsitzender ist. Der 60 Jahre alte Huber verwies auf seine Erfahrungen als CSU- Generalsekretär und Landesminister, die ihn befähigten, das Profil der CSU als Volkspartei zu erhalten.
Zuvor waren in der CSU Meldungen, Beckstein habe sich mit Wirtschaftsminister Huber darauf verständigt, dass dieser den Vorsitz anstreben solle, auf heftigen Widerspruch getroffen. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Ramsauer, pochte auf ein Mitspracherecht der CSU-Bundestagsabgeordneten bei der Besetzung des Parteivorsitzes. Mit Seehofer und Bundeswirtschaftsminister Glos gebe es zwei geeignete Bewerber für dieses Amt. „Ohne die Landesgruppe geht nichts,“ sagte Ramsauer in Berlin. Unter den CSU-Bundestagsabgeordneten wurde auf die Gefahr hingewiesen, dass die Partei mit einer Doppelspitze aus Beckstein und Huber ihre bundespolitische Bedeutung verliere und zu einer reinen Bayern-Partei werde. Auch Ramsauer wurde als CSU-Vorsitzender ins Spiel gebracht, ihm wurden allerdings nur Außenseiterchancen zugesprochen.
Durch die Meldung über eine Einigung zwischen Beckstein und Huber war der Druck auf Stoiber nochmals gestiegen, den Weg freizumachen. Auch unter den Anhängern Stoibers machte sich die Befürchtung breit, die Partei werde ihre Mehrheitsfähigkeit verlieren, wenn sich die Ungewissheit noch über Monate hinziehe. Stoiber zog sich am Donnerstag mit seinen engsten Beratern in die Staatskanzlei zurück; kurz nach 14 Uhr verkündete er dann seinen Rückzug von seinen Ämtern. Danach traf er sich zu einem seit längerem geplanten Gespräch mit der Landrätin Pauli, nach deren Vorwürfen, die Staatskanzlei habe ihr Privatleben ausgeforscht, sich sein Autoritätsverfall beschleunigt hatte. Am Abend wollte Stoiber an einem Neujahrsempfang der CSU in Bamberg teilnehmen.
Die bayrische SPD forderte am Donnerstag, dass Stoiber sofort zurücktreten und die CSU den Weg für eine Neuwahl des Landtags frei mache. Wenn Stoiber erst im September aus seinem Ämtern ausscheide, drohe Bayern „eine neunmonatige Hängepartie“, sagte der Vorsitzende der SPD-Landesfraktion, Maget. Beide seien als zentrale Bestandteile des gescheiterten Systems Stoiber lediglich eine Notlösung. Der bayrische SPD-Vorsitzende Stiegler sagte, die „Wolfsrudel in der CSU“ hätten es geschafft: „Der Leitwolf gibt blutend auf.“ ....

Anmerkung der Redaktion: In der Fortsetzung des Berichts auf Seite 2 werden vor allem O-Töne und Stimmungen verarbeitet. Es gibt jedoch keine weiteren Informationen, die für die zugrunde liegende Meldung relevant wären. Daher verzichte ich auf die Abschrift des kompletten Berichts.

b) Suchen Sie in einer Zeitung oder Zeitschrift ein Feature.
Arbeiten Sie die für ein Feature typischen Textstellen heraus.

Anmerkung der Redaktion: Die für ein Feature typischen Kriterien sind Recherche, Expertenmeinung, lebendige Schilderungen, Sprachkunst

FAZ vom 19. Januar 2007 Feuilleton Seite 35

Goldfinger im Kanzleramt: Immendorf malt Gerhard Schröder
Es gab Momente in der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder, da dachte man: Donnerwetter – die schnellen Autos, die Zigarren, die vielen Frauen, die Entschlossenheit, gegen das Böse zu kämpfen, ob es nun in Gestalt der Elbflut oder amerikanischer Massenvernichtungswaffenerfinder daherkommt: der Mann hat seinen Beruf verfehlt, der hätte einen viel besseren James Bond abgegeben als der damals amtierende Pierce Brosnan. Jetzt ist das offizielle Porträt da, das der schwerkranke Jörg Immendorf mit Hilfe seiner Assistenten für die Galerie des Bundeskanzleramts gemalt hat. Und Schröder erinnert darauf sehr deutlich an eine Figur aus dem Bondfilm „Goldfinger“, allerdings nicht an James Bond selbst, sondern an das Bond-Girl Jill Masterson, das von dem Bösewicht komplett vergoldet und damit umgebracht wurde. Ein sehr eigenwilliges Porträt.
Nun war wohl nichts nach 1945 für deutsche Künstler so schwierig wie das Genre des offiziellen Herrscherporträts. Kokoschka malte Adenauer angestrengt unpathetisch vor semiabstraktem Hintergrund, Albrecht Gehse versuchte in seinem Kohl-Porträt alles Monumentale zu vermeiden, was bei diesem Gegenstand natürlich völlig unmöglich ist, und so sieht das Porträt dann auch aus, als hätte Kohl seinen Kopf durch ein Loch in einer eilig hingehauenen Farbskizze gesteckt. Nirgendwo sah aber ein Kanzler bisher so imperatorenhaft, bismarckig und maßlos mächtig aus wie Immendorfs Goldschröder. Mit ihm, verrät das Porträt, beginnen eine neue Politik und eine neue Bildsprache. Hier steht, nicht Mensch, sondern Ikone, der eiserne Medienkanzler, der ganz zum Bild gewordene Herrscher.
Dazu kommen allerdings eigenartige Bildbeigaben. Es ist das erste Mal, das ein reiches ikonographisches Programm das Kanzlerporträt begleitet – ganz so, als sei die Kanzlerschaft Gerhard Schröders erklärungsbedürftig. Über seinen Schultern tummeln sich Affen. Immendorff erklärt die Affen als eine Hommage an den Kanzler, der sich „um die Künstler gekümmert“ habe; allerdings sind Affen nicht nur Symboltiere der Künstler, sondern auch die der großen Illusionisten und Gaukler und bleiben damit doppeldeutig. Entsprechend können die weißen Linien wahlweise positiv gewertet werden, als von der hochenergetischen Art des Basta-Kanzlers ausgehende Blitze, die das Land elektrisieren, neutral als Marmoradern oder negativ als Spinnweben über gescheiterten Hoffnungen. In die goldene Büste ragen, wie Herrscherinsignien, zwei Dinge herein: Ein verpummelter Bundesadler, der aussieht, als wäre er aus Zigarrentabak zusammengerollt und eine gebrochene schwarze Figur. Was bedeutet das? Vielleicht steht der Cohiba-Adler für eine hedonistisch entspannte Haltung zur Staatsführung und der gebrochene Teufel für die Dämonen, die der eiserne Schröder besiegte – die Atomlobby, die Gegner der Agenda 2010, die Blairs und Bushs, die große Elbflut. Immendorff sagt, der gebrochene Mann sei er selbst, aber Künstlern darf man nie glauben, und womöglich steckt eine subtile Kritik am Gasprom-affinen Schröder in diesem Bild: „Goldfinger“, singt Shirley Bassey im Titelsong des gleichnamigen Films, „he´s the man, the man with the Midas touch / a spider´s touch / such a cold finger beckons you to enter his web of sin.“ Ein Spinnennetz kann man auch auf diesem Bild erkennen – und spätestens dann drängt sich die Frage auf, wer der mächtige Mann sein könnte, der hier sein Opfer vergoldete. NIKLAS MAAK

c) Suchen Sie in einem beliebigen Magazin (Spiegel, Capital, etc.) einen Report. Nennen Sie das Thema und beschreiben Sie, wie der Report aufgebaut ist. Wie beginnt er? Auf welche Art werden die Informationen dargebracht? Wie umfangreich sind seine Teile? Wie viele Informanten haben Material geliefert?

Thema: Die Weltbank

Titel: Die arme Bank (Spiegel Nr.3/15.01.07)

Einstieg: Die Vergabe von bis zu 25 Milliarden Dollar jährlich bei häufigem Verzicht auf Zinsen und Gewinne. Gleichzeitig wird auf die erzieherische Aufgabe der Bank hingewiesen und die Frage nach der Wirksamkeit gestellt.

Zu Beginn des Reports reist der Leser zweieinhalb Druckseiten lang mit dem Weltbank-Direktor für Westafrika Mats Karlsson von Ghana nach Liberia. Auf diesem Weg erfährt der Leser einiges über die Arbeit des Bankdirektors, seine Motivation, seine Gedanken zur Lage Afrikas und Liberias im Speziellen und seinen persönlichen Hintergrund. Zusätzlich werden Beschreibungen der Stationen der Reise eingestreut, die ein lebendiges Bild der Realität von Afrikas Leben als Kontrast zu Karlssons theoretischen Überbau liefern.

Mit einer geschickten Überleitung, die den Leser zur Frage „Wo bin ich?“ veranlasst und damit zeigt, dass es sehr wohl Berührungspunkte zwischen der ersten und der dritten Welt gibt, wird der Leser nun ins Zentrum der Weltbank geführt – nach Washington. Es folgen Beschreibungen der Arbeitsabläufe, Strukturen und Motivationen, es gibt Aussagen einzelner Angestellter. Gleichzeitig werden, wie schon im ersten Teil, lebendige Beschreibungen der Örtlichkeiten und Sachverhalte, eingestreut, die das Elfenbeinturmgefühl des Hauptsitzes betonen. Es wird die Aufteilung der Bank in ihre fünf Organisationen und deren Zusammenhänge, aber auch ihr konkurrierendes Verhalten untereinander erläutert. Mit Paul Wolfowitz reist der Leser zu einer Jahrestagung nach Singapur und erfährt so mehr über die verschiedenen Ebenen, die Bündnisse und über den Leiter selbst. Dieser „Washingtoner“-Teil hat eine Länge von knapp drei Druckseiten.

Im letzten, knapp eine Druckseite langen Teil, reist der Leser mit Mats Karlsson zurück nach Ghana, einem so genannten „Musterstaat“. Es wird auf die stabilen, politischen Verhältnisse hingewiesen und auf die eine Wachstumsrate von 6 Prozent jedes Jahr. Doch werden diese Aussagen durch Aussagen und Zahlen anderer Experten unterminiert, und so verdeutlicht, dass die Bank auch dazu neigt sich und anderen die Zahlen schön zu reden. Am Schluss werden kurz die Motivation und die Erfolge der Bank dem auch immer wieder versickernden Geld gegenübergestellt und die Frage nach dem Nutzen gestellt.

Anzahl der Verfasser (Informanten): Es wird nur ein Verfasser genannt.

Anmerkung der Redaktion: Ich ahne, dass ich bei der letzten Aufgabe über das Ziel hinaus geschossen bin .....:-)

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